Aktuelles von der Sanierung der Marienkirche:
„wie eine Operation am offenen Herzen“
So aufwendig und kompliziert gestaltet sich momentan die Sanierung der Marienkirche. Lesen Sie hier einen Bericht von Pastorin Lenz.
„Man kann nie wissen, was man vorfindet, wenn man anfängt, Hohlstellen im Putz oder Risse in mittelalterlichen Wänden zu öffnen,“ erklärt der Bauleiter der Maßnahme, der Architekt Matthias Klapproth.
Als die Maurerfirma aus Wismar anfing, die schadhaften Putzflächen und gerissenen Backsteinwände in 10 Meter Höhe im Mittelschiff zu bearbeiten, zerbröselten immer mehr Steine quasi zu Staub. Viele Backsteine stammen aus der Ursprungszeit der Kirche vor 850 Jahren und manche sind schlechter gebrannt als andere. „Diese Steine sind `weichgebrannt`, also bei niedrigen Temperaturen gebrannt und daher sehr feuchtigkeitsempfindlich,“ erklärt Klapproth das mittelalterliche Brennverfahren von Backsteinen. Die alten Steine hatten zum Teil die Konsistenz von Blätterteig und wurden nur noch vom Mörtel zusammen gehalten.
Um die Statik der Kirche muss man sich jedoch keine Sorgen machen, diese wird regelmäßig von einem Fachmann geprüft.
Um die klaffenden Löcher nicht nur zu schließen, sondern auch zu stabilisieren, werden sie mit neuen Vollziegeln im selben Klosterformat ausgemauert und die Risse „vernadelt“. Dabei werden Bänder in den Fugen eingezogen, ähnlich wie beim Flicken eines Lochs in der Jeans - nur das hier die Bänder aus Edelstahl bestehen. Aufgrund der vielen Hohlstellen im Putz ergab sich auch bei der Restaurierung der Backsteinmalerei ein höherer Aufwand als vorher gedacht und geplant.
Viele Schäden an den Fensterfassungen und Gurtbögen sind erst im Laufe der Maßnahme erkennbar geworden.
Trotz allem liegt die Sanierungsmaßnahme der Kirche im Zeitplan. Spätestens zum Advent soll das fertig restaurierte Mittelschiff eingeweiht werden. Wenn nicht noch etwas Unvorhergesehenes geschieht.
„Leider sind wir aufgrund des Mehraufwands nicht mehr im Finanzierungsplan,“ bedauert Pastorin Lenz. Doch die Spender und Unterstützer der Sanierung können stolz darauf sein, dass der 2. Bauabschnitt verwirklicht werden kann.
„Nur durch diese notwendigen Arbeiten erhalten wir die einzigartige Marienkirche auch für die künftigen Generationen.“
Foto: Wolf-Rüdiger Knoop